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Besitzt der gegenwärtige Konflikt mit Russland eine kulturelle Dimension

Hauke Ritz • Juli 29, 2014

zuerst veröffentlicht in: Ost/Magazin. Wissenschaftliche Beiträge des Ostinstituts Wismar, 29. Juli 2014

Besitzt der gegenwärtige Konflikt zwischen dem Westen und Russland eine kulturelle Dimension? Darauf deutet tatsächlich einiges hin. Denn bereits längere Zeit vor Beginn der Ukrainekrise häuften sich Meinungsverschiedenheiten zu kulturellen Fragen. Sowohl die Auseinandersetzung um die Punk-Band »Pussy Riot« als auch die Berichterstattung über die Rechte von Homosexuellen im Vorfeld der Olympischen Spiele in Sotschi waren entscheidende Stufen eines wachsenden gegenseitigen Unverständnisses. In beiden Fällen kristallisierte sich der Streit um die in den letzten Jahrzehnten im Westen entstandene Pop- und Lifestylekultur. Aus ihr sind eine ganze Reihe von neuen Werten hervorgegangen, wie z. B. spezielle Rechte für sexuelle Minderheiten. Von westlicher Seite wird diesen neuen Rechten die gleiche Bedeutung beigemessen wie den klassischen, aus der Französischen Revolution hervorgegangenen Menschenrechten. In Moskau betrachte
tman dagegen das Vorhaben, diese Kultur und ihre Werte nun auch in Russland zuverbreiten, mit Skepsis. Je mehr Vertreterder EU Moskau drängten, es möge dochdie europäische Gesetzgebung zur Homosexualität übernehmen, desto mehr bewegten sich russische Politiker in die entgegengesetzte Richtung. Was verbirgt sich hinter diesem Streit? Wie ernst ist er? Und wie könnte er überwunden werden?


Im Grunde genommen sollte eine Verständigung zwischen der EU und Russland durchaus möglich sein. Denn Russland steht der EU kulturell, historisch und geographisch weit näher als etwa China, Indien, der Iran oder die arabische Welt. Gerade in kultureller Hinsicht ist Russland ein natürlicher Verbündeter des Westens. Im 19. Jahrhundert beispielsweise existierte eine kulturelle Einheit des europäischen Kontinents, die Russland mit einschloss. Denn nahezu alle geistigen Strömungen vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert haben in Russland ähnlich gewirkt und ein vergleichbares Echo gefunden wie in allen anderen Teilen Europas. Das galt für die Aufklärung, die Französische Revolution, die revolutionären Unruhen des Jahres 1848 und es galt vor allem für die Entstehung der großen europäischen Kunst, Literatur und Musik, an der Russland einen entscheidenden Anteil hat.


Die kulturelle Einheit des europäischen Kontinents schien Anfang des 20. Jahrhunderts somit nahezu verwirklicht. Thomas Mann hat dieser beinahe schon erreichten paneuropäischen Kultur in seinem Roman Der Zauberberg, der ja bekanntlich in einem internationalen Milieu eines Schweizer Sanatoriums spielt, ein Denkmal gesetzt. Das Ereignis, das diese Entwicklung vorerst beendete, war die Oktoberrevolution von 1917. Als erstes sozialistisches Land der Welt entfernte sich Russland von den übrigen Staaten Europas. Dennoch wäre die damalige Trennung wohl noch überbrückbar gewesen, wenn nicht die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs zu einer noch fundamentaleren Distanz geführt hätten. Der von Churchill so bezeichnete »Eiserne Vorhang« trennte Russland auf nahezu allen Ebenen – nämlich sowohl wirtschaftlich, kulturell als auch militärisch – von Westeuropa
ab. Eine direkte Folge dieser Teilung Europas bestand darin, dass Russland von den damals wichtigsten Kulturzentren der Welt, nämlich Paris, London und New York abgeschnitten wurde. Diese kulturelle Isolierung war eine Hypothek, die schwer auf der Sowjetunion lastete.


Als Russland 1989 die Wiedervereinigung Deutschlands ermöglichte, seine sozialistische Ideologie aufgab und sich freiwillig aus Osteuropa zurückzog, hofften die russischen Eliten auch auf eine kulturelle Rückkehr nach Europa, auf eine Wiederaufnahme in den Kreis der europäischen Staaten. Doch Europa hatte sich inzwischen verändert. Die beiden maßgeblichen kulturellen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts hatten sich inzwischen aufgelöst. Das galt sowohl für die Kultur der Arbeiterbewegung mit ihren politischen Utopien und ihren sozialen Gerechtigkeitsforderungen als auch für die Kultur des Bürgertums mit ihrer humanistischen Bildung, ihrem Geschichtsbewusstsein und ihrer Unterscheidung zwischen hoher und niedriger Kunst. Beide Kulturformen gehörten inzwischen der Vergangenheit an und waren durch eine ganz anders geartete Kultur ersetzt worden. Man könnte sagen, dass an ihre Stelle eine Art Lifestylekultur getreten war. Die Etablierung dieser Pop- und Lifestylekultur vollzog sich in Westeuropa und den USA zwischen den 1960er und 1980er Jahren. Sie war kein isolierter Vorgang, sondern wurde von vergleichbaren Umbrüchen auf anderen Gebieten begleitet. Im Bereich der Weltwirtschaft bereitet sich zur gleichen Zeit der Siegeszug des Neoliberalismus vor und in der Philosophie sehen wir den Aufstieg der postmodernen Theorien. Man kann daher sagen, dass die kulturelle Transformation
zwischen den 1960er und 1980er Jahren den Übergang von der Moderne zur Postmoderne markiert. Im Folgenden soll gezeigt werden, dass dieser Gegensatz zweier Epochen auch etwas mit dem heutigen KonYikt zwischen Russland und dem Westen zu tun hat. Ein Phänomen wie »Pussy Riot« hätte niemals soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenn es nicht zugleich ein Symbol zweier verschiedener Weltsichten gewesen wäre. Nämlich einer modernen und einer postmodernen Weltsicht. Russland vertritt auch heute noch die Werte der Moderne, während der Westen angefangen hat, ganz neue Werte zu entwickeln, postmoderne Werte, die teilweise im Gegensatz zu den Errungenschaften der Moderne stehen.


Der Gegensatz von Moderne und Postmoderne


a) Die Moderne

Um diesen kulturellen Antagonismus zu verstehen, müssen wir uns zunächst den Gegensatz dieser beiden Epochen bewusst machen. Was ist die Moderne gewesen, welchen Zeitraum umfasst sie und was ist im Verhältnis zu ihr die Postmoderne? Die Moderne wird durch die Aufklärung eingeleitet und manifestiert sich schließlich in der Französischen Revolution. Als Epoche bestimmte sie die Kulturentwicklung in Europa vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Moderne ist bestimmt durch die Säkularisierung des Christentums. Das Christentum wird verweltlicht. Doch dabei werden die Werte der christlichen Religion weitgehend beibehalten. Sie erhalten lediglich eine moderne Form. So wird aus der christlichen Soziallehre der Sozialstaat. Aus der Gleichheit aller Menschen vor Gott wird die Gleichheit vor dem Gesetz. Aus der christlichen Erwartung eines Heils in der Geschichte wird der moderne Glaube an die Kraft des Fortschritts.(1) Die christliche Heilserwartung transformiert sich in politische Utopien verschiedenster Art. In all diesen politischen Utopien, seien es sozialistische (2), sozialdemokratische (3), liberale oder konservative (4), ist nach wie vor der christliche Glaube an eine sich in der Geschichte erfüllende Wahrheit wirksam. Und schließlich ist auch die Entstehung einer autonomen Kunst in Europa, die in der Renaissance erstmals in Erscheinung tritt und bis ins 20. Jahrhundert fortwirkt, ein Säkularisierungsphänomen. (5) In keinem anderen Kulturkreis der Welt hat man der Kunst eine so hohe Bedeutung beigemessen wie in Europa. In der Kunsterfahrung säkularisiert sich der Glaube an die OWenbarung. (6) Und auch der im 19. Jahrhundert aufkommende Geniekult um den Künstler ist Ausdruck einer vom Christentum geformten Weltsicht. Denn wenn Gottes Sohn Mensch geworden ist, dann ist auch der Mensch vergöttlicht. Und dann kann auch er ein Schöpfer sein, der Schöpfer von Kunstwerken. (7) Man würde die Säkularisierung des Christentums deshalb falsch verstehen, wenn man sie – wie es heute oft geschieht – mit der AuYösung der Religion gleichsetzt. Richtiger ist es dagegen, die Säkularisierung als eine Transformation des Christentums zu beschreiben. Die moderne Welt hat in sich viele der ursprünglich aus dem Christentum stammenden Werte und Weltsichten bewahrt. Ein weiterer Aspekt der Moderne ist, dass sie das Individuum freisetzt, es aus zuvor zu eng gefassten Bindungen der Tradition und Religion löst. Doch auch dieser Prozess vollzieht sich auf komplexe Weise. Die vorangegangene Kultur wird nicht einfach durchgestrichen und negiert, sondern aufgehoben. So bewahrt die Moderne trotz der Freisetzung des Individuums dennoch Formen kollektiver Identität. Das Individuum wird nicht als gänzlich losgelöst von der Gesellschaft betrachtet. Die Identität der bäuerlichen Dorfgemeinschaft, der Kirchengemeinde und der Zunft wird zwar geschwächt. Doch die kollektive Identität der Gewerkschaft, der Klassenzugehörigkeit, der Partei, des Nationalstaats, der Kultur usw. tritt an ihre Stelle. Unter modernen Voraussetzungen ist die Gesellschaft deshalb noch nicht vollständig fragmentiert, sie besitzt noch einen Zusammenhalt und ist noch zu autonomen Willensbekundungen fähig. Schließlich ist die Moderne bekannt für ihre Trennung von Staat und Kirche. Doch diese Trennung bedeutet, dass auch wirklich beide Seiten in ihrem Bereich über echte Souveränität verfügen. In der Moderne wird die Einmischung der Kirche in die Angelegenheiten des Staates genauso zurückgewiesen wie umgekehrt die Einmischung des Staates in die Angelegenheiten der Kirche. Unter modernen Bedingungen ist es deshalb nicht vorstellbar, dass Politiker von der Kirche verlangen, in ihrem Bereich, nämlich der Kirche selbst, das AuWühren von unangemeldeten Punk-Konzerten bzw. Aktionskunst tolerieren zu müssen. Eine solche Forderung kann im Grunde genommen erst unter postmodernen Bedingungen überhaupt erhoben werden.


b) Die Postmoderne

Wenden wir uns also nun der Postmoderne zu. Was ist die Postmoderne? Und was unterscheidet sie von der Moderne? In den 1980er Jahren wurden plötzlich ganz neue Theorien an den philosophischen Instituten westlicher Länder diskutiert. Gemeinsam ist ihnen, dass sie die bisherigen Grundsätze der Moderne für überholt erklären und in Frage stellen. Hierfür werden sogar ganz neue Begriffe geprägt. Einer von ihnen ist der Begriff der »Dekonstruktion«. Die Vertreter der sogenannten »Dekonstruktion« sehen jede Form von kollektiver Identität als Ausdruck von Herrschaft, Hierarchie und Diskriminierung an. Dies gilt insbesondere für kollektive Identitäten, also genau jene Identitäten, die in der Gesellschaft der Moderne eine wichtige Rolle gespielt haben, nämlich die Identität der Klasse, der Nation, des Glaubens und auch die durch Geschichte und kulturelle Zugehörigkeit gewonnene Identität. Schließlich steht für viele Vertreter der Postmoderne sogar die Geschlechteridentität unter Verdacht, Ausdruck von Macht und Herrschaft zu sein. (8) Auch diese wird deshalb »dekonstruiert«, was so weit gehen kann, dass man die durch Geburt bestehende Zugehörigkeit zu einem Geschlecht in Frage stellt und stattdessen seine Wählbarkeit postuliert. (9) Das Ziel der postmodernen Theorien besteht darin, letztlich alle Identitäten zu verYüssigen und somit austauschbar zu machen. Das Ideal wäre erreicht, wenn jede Identität zum Gegenstand einer Wahl geworden wäre. Eine Identität, die zum Gegenstand einer Wahl geworden ist, verliert allerdings ihren bestimmenden Charakter. Sie ist nur noch relativ und nicht mehr absolut.


Neben dieser Relativierung des Identitätsbegriffs kommt es zu einer Relativierung des Wahrheitsbegriffs. Der in der Moderne so wirkungsmächtige Gedanke, dass sich in der Geschichte Wahrheit erreichen bzw. verfehlen ließe, wird nun zurückgewiesen. Zahlreiche postmoderne Theoretiker heben stattdessen hervor, dass es viele Wahrheiten gibt. (10) Wahrheit selbst wird auf diese Weise zu einem relativen Begriff. (11) Dies hat zur Folge, dass der Gegensatz von Sein und Sollen, der das politische Denken von der Französischen Revolution bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts bestimmt hat, hinfällig wird. (12) Wenn es viele Wahrheiten gibt, dann ist jede einzelne von ihnen gleichgültig, dann kommt es nicht mehr auf sie an und dann ist letztlich das wahr, was sich durchsetzt.


Der Wahrheitsrelativismus erzeugt ein Orientierungsvakuum. Dieses Orientierungsvakuum wird durch eine verstärkte Ästhetisierung der Lebenswelt aufgefangen. (13) Während in der Moderne verschiedene Weltbilder Orientierung vermittelten – seien dies nun sozialistische, sozialdemokratische, liberale, konservative oder christliche Weltbilder –, so sind es nun ästhetische Darstellungen und Lifestylekonzepte, die die Orientierungsleistung der modernen Weltanschauungen ersetzen. Wahr ist, was ästhetisch überzeugend präsentiert werden kann. Auf diese Weise wird die Wahrheit selbst zum Gegenstand der Konstruktion. (14) Sie kann als das Ergebnis von Image- und PR-Kampagnen künstlich hergestellt werden. Dies wiederum öWnet die Tür für die Ästhetisierung des Politischen selbst. So sehen wir in der Postmoderne, dass die Weltanschauungen der traditionellen Parteien verschwimmen. Es wird zunehmend schwerer auszumachen, was die Parteien voneinander unterscheidet, wie sie sich zu zentralen Themen positionieren. Umso wichtiger werden dagegen das öWentliche Image einer Partei, ihr Markenzeichen sowie ihre Fähigkeit, sich durch PR-Kampagnen als hip und zeitgemäß zu präsentieren.


Einen tiefgreifenden Bruch zur modernen Welterfahrung erzeugt die Postmoderne auch in ihrem Verhältnis zur Geschichte. Auch hier kommt die Relativierung und Auflösung von Identitäten zum Tragen. Die postmodernen Theorien gehen davon aus, dass die liberale Gesellschaft der postmodernen Ära das Ende der Geschichte erreicht hat. So hat der postmoderne Philosoph Francis Fukuyama nach dem Fall der Berliner Mauer das Ende der Geschichte ausgerufen. (15) Der postmoderne Philosoph Jean-François Lyotard spricht schon in den 1980er Jahren vom Ende der »großen Erzählungen« (16) , womit er die historische Narrative der modernen Weltanschauungen meint. Andere sprechen davon, dass es statt der einen Geschichte nur noch Geschichten in der Mehrzahl gäbe.

(17) Folgerichtig könne man nun die lineare Geschichtskonzeption, die sowohl das Christentum als auch die Moderne gekennzeichnet hat, fallen lassen.


Der postmoderne Glaube an das schon erreichte Ende der Geschichte impliziert, dass das Projekt der Aufklärung, das darin bestanden hat, den »Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit« (18) zu befreien, »ihm die Furcht zu nehmen« und ihn »als Herren einzusetzen« (19) , als bereits erreicht betrachtet wird. Das wiederum bedeutet, dass alle politischen Konkurrenzprojekte automatisch als Bedrohung des schon Erreichten und somit als totalitär bewertet werden. Ist nämlich das Ziel der Aufklärung schon verwirklicht, dann bleibt nichts anderes mehr zu tun, als die letzten Minderheiten, die gewissermaßen in der Position von Nachzüglern sind, ebenfalls zu befreien. Vor dem Hintergrund dieser Annahme entsteht in der postmodernen Ära ein riesiger Diskurs über die Rechte von Minderheiten. Diese Minderheiten werden entweder durch ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder Geschlechtszugehörigkeit deXniert. Die Rechte von Minderheiten werden insbesondere nach der Jahrtausendwende zum InbegriW westlicher Werte. Die Befreiung dieser Minderheiten tritt an die Stelle des in der Moderne verfolgten Ziels einer an der Mehrheit orientierten Egalität.


Der Minderheitsdiskurs im postmodernen Zeitalter stiftet auch einen neuen Freiheitsbegriff. Da viele dieser Minderheiten durch sexuelle Orientierung definiert werden, wird auch Freiheit immer häufiger mit Sexualität in einen Zusammenhang gestellt. Auch darin drückt sich ein sehr weitreichender Bruch mit der Moderne aus. Denn die für die Moderne grundlegenden philosophischen Werke des deutschen Idealismus hatten die Freiheit als etwas definiert, was in erster Linie an das Bewusstsein gebunden ist. Für die Aufklärung war die Fähigkeit, sich seines Verstandes »ohne Leitung eines anderen zu bedienen« (20), die Grundlage aller möglichen Freiheit. Freiheit war von Kant bis Hegel der Selbstausdruck eines menschlichen Bewusstseins, das sich sowohl seiner Einmaligkeit als Individuum als auch seiner Allgemeinheit als Gattungsexemplar bewusst ist. Daraus resultierten die klassischen Rechte der Moderne: das Recht eines Menschen auf die autonome Entwicklung seines Geistes, das Recht auf Gewissensfreiheit oder das Recht auf den Schutz der eigenen Privatsphäre. Im postmodernen Zeitalter werden diese grundlegenden politischen Rechte zunehmend in Frage gestellt. Man denke nur an die Yächendeckende Überwachung durch die NSA. Während also auf der einen Seite klassische Freiheitsrechte unter Druck geraten, werden gleichzeitig neue Freiheitsrechte propagiert. Zugespitzt könnte man formulieren: Die geistige Freiheit der Aufklärung wird ersetzt durch die sexuelle Freiheit der Postmoderne.


Schließlich wird auch die für die Moderne maßgebliche Trennung von Staat und Kirche in der Postmoderne zunehmend in Frage gestellt. Ob es um die öWentliche Diskussion im Zuge der Mohammed-Karikaturen geht, um die Rechtmäßigkeit der im Judentum praktizierten Beschneidung oder um die Punk-Band »Pussy Riot«. In all diesen öWentlichen Debatten wird ein neuer Wertmaßstab etabliert. Nämlich eine Wertsetzung, die das Recht der Religionen auf einen eigenen, vom Staat unabhängigen Bereich bestreitet. Damit kommt in der Postmoderne den Religionen der Schutz abhanden, den sie in der Moderne gerade durch die Trennung von Staat und Kirche noch genossen haben. In der Postmoderne wird von den Religionen verlangt, die Herrschaft des Profanen nicht nur im Staat und in der Gesellschaft anzuerkennen, sondern zusätzlich auch noch in ihrem ureigensten Bereich, nämlich in der Kirche selbst, möglichst sogar während des Gottesdienstes.


Gerade dieser Aspekt der postmodernen Weltsicht liefert uns den Schlüssel zu ihrem zentralen Glaubensinhalt, der den meisten der eben beschriebenen Wertverschiebungen zugrunde liegt. In dem Streit zwischen der Moderne und der Postmoderne geht es letztlich um die Frage, wie die Menschheit im 21. Jahrhundert mit ihren in der bisherigen Geschichte entstandenen Traditionen umgehen soll: Sollen diese verwandelt bewahrt oder sollen sie wie ein alter Zopf einfach abgeschnitten werden? Die Moderne hatte diese Frage auf ihre Weise beantwortet. Sie plädierte für die Bewahrung bei zugleich erfolgender Integration in die moderne Lebenswelt. Diese Ausrichtung der Moderne war ein Resultat der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse während des gesamten 19. Jahrhunderts. Damals war die vollständige Auflösung der durch das Christentum überlieferten Kultur weder politisch noch gesellschaftlich möglich, weshalb die Säkularisierung einen Kompromiss darstellte, der sich durchsetzte. Die vollständige Auflösung der Religion und der sie begleitenden Traditionen wurde erst im 20. Jahrhunderts zu einer realen Möglichkeit. Der erste Staat der Welt, der den Versuch ihrer Umsetzung wagte, war die Sowjetunion. (21) In der ideologischen Auseinandersetzung des Kalten Krieges hob der Westen deshalb stets den bei ihm garantierten Schutz der Kirche hervor. Doch ab den 1980er Jahren kam es durch das Aufkommen der postmodernen Philosophien auch im Westen zu einer neuen Situation. Nun entstand auch in Westeuropa und den USA allmählich eine politische Basis für die Überwindung des säkularen Kompromisse


Russland bestreitet die postmoderne Weltsicht

Kehren wir also zu unserer Ausgangsfrage zurück. Ist der Kulturkonflikt zwischen Russland und dem Westen letztlich ein Streit zwischen einer modernen und einer postmodernen Weltsicht? Tatsächlich konzentriert sich die russische Kulturpolitik heute fast durchgängig auf Inhalte, die der Moderne zugerechnet werden können. Die Auflösung kollektiver Identitäten, wie die Postmoderne sie anstrebt, wird von Russland zurückgewiesen. Stattdessen werden zumindest einige dieser Identitäten gepflegt. So z. B. die nationale Identität durch die alljährlich am 9. Mai auf dem Roten Platz stattfindende Militärparade. Auch die kollektive Identität der Kirchenzugehörigkeit spielt heute in Russland wieder eine wichtige Rolle. Auch sie wird öffentlich unterstützt und bildet einen Kristallisationspunkt der nationalen Identität. Statt auf Individualrechte setzt die russische Kulturpolitik eher auf Familienrechte und ist bemüht, dadurch auch die demographischen Probleme des Landes zu überwinden. Schließlich versucht Russland auch an seinem aus dem 19. Jahrhundert stammenden kulturellen Erbe festzuhalten. Der russischen Kunst, Literatur und Philosophie kommt im öWentlichen Leben eine viel wichtigere Rolle zu als in den Staaten der EU oder den USA. Umgekehrt kommen postmoderne Schulen – wie zum Beispiel Gender Studies – an russischen Universitäten praktisch kaum vor. Merkmale der Postmoderne, wie z. B. Individualismus, Wahrheitsrelativismus, übermäßige Ästhetisierung, AuYösung kollektiver Identitäten und der Übertritt in ein nachchristliches Zeitalter – all diese Facetten der Postmoderne werden in Russland kritisch betrachtet. Das westliche Bemühen um die Befreiung aller möglichen Minderheiten stößt in Russland auf oWenes Unverständnis und wird in den russischen Medien nicht selten ironisch behandelt. Gerade der Fall »Pussy Riot« hat deutlich gemacht, dass die im Westen fest etablierte Lifestylekultur in Russland zurzeit noch mehrheitlich abgelehnt wird. Statt über Ästhetik und Lifestyle folgt in Russland die Vergesellschaftung noch eher dem Muster der Moderne.


Nun hat aber die postmoderne Weltsicht fast in ganz Europa und den USA den Sieg davongetragen und verfügt dort heute über eine kulturelle Hegemonie. Wer hat nun recht? Ist Russland, indem es sich selbst nach wie vor im Rahmen der Moderne versteht, zurückgeblieben und altmodisch? Muss es sich irgendwann der natürlichen Entwicklung anpassen und auch den Weg in die Postmoderne einschlagen? Oder ist es der Westen, der sich auf einem Irrweg befindet? Ist der Übergang von der Moderne zur Postmoderne vielleicht gar keine natürliche Entwicklung? Hat der Westen sich vielleicht zu schnell für die postmodernen Werte entschieden, ohne zuvor offen zu diskutieren, ob diese Werte wirklich in der Lage sind, die Werte der Moderne zu ersetzen?


Die Moderne hat über einen Zeitraum von 150 bis 200 Jahren die europäische Kultur geprägt. In diesem Zeitraum waren die europäischen Werte in andere Kulturen übertragbar. Von Lateinamerika über Indien und China – überall bemühte man sich um die Errichtung moderner Staaten. Insbesondere das Konzept der Säkularisierung wurde von vielen Ländern außerhalb Europas übernommen. So haben sich im 20. Jahrhundert sogar viele Länder der arabischen Welt eine säkulare Verfassung gegeben. Umgekehrt ist es bisher fast nirgendwo gelungen, die Werte der Postmoderne in außereuropäische Kulturkreise zu übertragen. Auch im arabischen Kulturraum, im Iran und in China stoßen die Sichtweisen der Postmoderne auf Kritik. Russland steht mit seiner Skepsis somit nicht allein. Bedeutet das, dass die postmodernen Werte im Gegensatz zu den modernen Werten nicht universeller Natur sind? Tatsächlich wird in weiten Teilen der Welt den postmodernen Werten keine Universalität zugesprochen. Sie werden vielmehr als partikularer Ausdruck der westlichen Kultur wahrgenommen. Woran könnte das liegen?


Im Falle Russlands könnte die Antwort lauten, dass die postmodernen Werte dort auch deshalb weitgehend abgelehnt werden, weil sie viele Russen an die durch die Sowjetmacht von oben erzwungene Modernisierung erinnern. Denn wie bereits erwähnt, hatte lange vor der postmodernen Bewegung bereits die Sowjetunion den säkularen Kompromiss aufgekündigt. Auch die Sowjetunion betrieb eine Politik, die allgemein auf eine Schwächung religiöser und kultureller Traditionen abzielte. Der Schwerpunkt, den die russische Kulturpolitik heute auf die Bewahrung der eigenen nationalen Traditionen legt, stellt eine Gegenreaktion auf diese historische Erfahrung dar.


Doch die mangelnde Universalität der postmodernen Werte ist nicht nur in der russischen Geschichte begründet. Auch die Vergangenheit des Westens selbst hat Anteil an deren fehlender Allgemeingültigkeit. Denn der Übergang von der Moderne zur Postmoderne erfolgte mitten im Kalten Krieg. Sind die postmodernen Werte möglicherweise deshalb nicht wie die modernen Werte von universaler Natur, weil sie letztlich ein Kind des Kalten Krieges sind? Im Kalten Krieg standen sich zwei Philosophien gegenüber, die beide aus der Französischen Revolution hervorgegangen waren. Der Schlachtruf der Französischen Revolution lautete »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. Zum einen geben diese drei Begriffe den weltanschaulichen Reichtum der europäischen Aufklärungsphilosophie wieder. Zum anderen enthalten sie aber auch einen Antagonismus, der schließlich im Kalten Krieg den Gegensatz von Ost und West begründen sollte. Während der Westen sich den Freiheitsbegriff der Französischen Revolution zu eigen machte, setzte der Osten auf Gleichheit und Brüderlichkeit. Während der Westen auf das Individuum und damit auf eine möglichst starke Förderung von Menschen- und Freiheitsrechten setzte, beanspruchte der Osten das Erbe der europäischen Geschichtsphilosophie für sich.


Man kann somit sagen, dass der Kalte Krieg beide Seiten dazu verleitet hat, sich aus ideologischen Gründen jeweils nur auf einen Teil der europäischen Überlieferung zu stützen. Dabei kam dem Westen die Rolle zu, die Freiheitsrechte des Individuums in den Mittelpunkt der ideologischen Auseinandersetzung zu stellen. Bereits im Jahr 1950 gründete der amerikanische Geheimdienst CIA den »Kongress für kulturelle Freiheit«, dessen Aufgabe darin bestand, den Kalten Krieg in Westeuropa mit der entsprechenden Kulturpolitik zu begleiten. Der in Paris ansässige Kongress organisierte insbesondere in Westdeutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien einYussreiche Netzwerke von Künstlern und Intellektuellen. Er unterhielt eigene Zeitschriften, förderte Schriftsteller, ließ Bücher übersetzen und wirkte sogar auf die Filmproduktion ein. (22) Ziel all dieser Anstrengungen war es, in Westeuropa eine, wie es damals hieß, »Nicht-kommunistische-Linke« aufzubauen. Die linken Diskurse und Debatten der damaligen Zeit wurden genauer untersucht. Und alle Themen, die sich vom Sozialismus abtrennen ließen, erfuhren eine spezielle Förderung. Dazu gehörte beispielsweise die Kritik des Rassismus, das Eintreten für die Emanzipation der Frau, der Kampf für die Rechte von Minderheiten, der Protest gegen Umweltzerstörung, die Befreiung der Sexualität oder einfach allgemein die Liberalisierung der Gesellschaft. (23) In den 1980er Jahren war die »Nicht-kommunistische-Linke« in Westeuropa so stark geworden, dass sie eine neue Leitkultur hervorbrachte. Parallel dazu kam es zur Schwächung und schließlich zum Zerfall der Arbeiterbewegung. (24) Je mehr diese ihre traditionelle Rolle einbüßte, desto mehr verlor auch die Sowjetunion ihre kulturellen Einflussmöglichkeiten in Westeuropa.


Wenn man den Gedanken zulässt, dass die im Kalten Krieg praktizierte Kulturpolitik zumindest einen Anteil an dem Epochenwechsel von der Moderne zur Postmoderne gehabt hat, so könnte dies verständlich machen, warum sich die Werte der Postmoderne nicht im gleichen Maße wie die der Moderne als universalistisch erwiesen haben. Und warum es soviel schwerer ist, sie in andere Kulturkreise zu übertragen. Denn dadurch, dass die Postmoderne im Kalten Krieg entstanden ist, ist der einseitige Bezug auf die Werte der Französischen Revolution grundlegend für ihren Wertekanon geworden. Der Kalte Krieg hat dazu geführt, dass der Westen eine Kultur ausgebildet hat, die sich nur noch auf einen verhältnismäßig kleinen Ausschnitt der europäischen Überlieferung stützt und all jene Aspekte der Aufklärung preisgegeben hat, die im Kalten Krieg vom Sozialismus beansprucht wurden. Zu diesen gehörte etwa das Erbe der europäischen Geschichtsphilosophie. Diese hatte nämlich einen Zusammenhang zwischen Wahrheit und geschichtlicher Entwicklung zugrunde gelegt und die Frage nach dem Schicksal der menschlichen Gattung als Ganzes gestellt. Hinzu kommt der damit verbundene Bezug auf kollektive Identitäten, das Eintreten für eine egalitäre Gesellschaft, das Verständnis einer Gesellschaft als Schicksalsgemeinschaft. All diese Aspekte, die in der klassischen Aufklärungsphilosophie mit angelegt waren, wurden im Westen zugunsten eines Freiheitsbegriffs aufgegeben, der immer enger gefasst wurde, der sich ausschließlich auf das Individuum konzentrierte und der dessen Befreiung schließlich nur noch symbolisch am Beispiel von Minderheitenrechten demonstrieren konnte. Die Verbundenheit des Individuums mit der menschlichen Gattung, der Geschichte, der Gesellschaft und der Kultur wurde dagegen in der westlichen Kultur immer mehr ausgeklammert.


Weil die postmodernen Theorien zudem noch lehrten, dass nun das Ende der Geschichte eingetreten sei, bestand für den Westen kein Grund zur kritischen Selbstreflexion. Als vermeintlicher »Sieger« des Kalten Krieges ging er davon aus, dass sein Modell sich jetzt durch die Globalisierung über die ganze Welt verbreiten würde. Teils selbstbewusst, teils selbstgefällig setzte er die im Kalten Krieg begonnene Kulturpolitik mit gesteigerter Intensität fort. Die von den 1960er bis 1980er Jahren populäre Debatte um die Emanzipation der Frau ging allmählich über in die Gender Studies. Während es bei der Emanzipationsdebatte noch um gleiche Rechte der Geschlechter ging, legen die Gender Studies ihren Schwerpunkt nun auf die Auflösung bzw. Wählbarkeit der eigenen Geschlechtszugehörigkeit. So ist 25 Jahre nach dem Mauerfall eine Situation eingetreten, in der die westliche Kultur in weiten Teilen der Welt immer mehr mit Befremden betrachtet wird. Teilweise ist die im Westen entstandene Kultur auch der eigenen Bevölkerung zunehmend schwerer zu vermitteln. So kommt es immer häufiger – wie zuletzt in Baden-Württemberg – zu Eltern- und Lehrerprotesten, wenn Schulbücher nach den Vorgaben der Gender Studies gestaltet werden. (25)


Unterdessen nehmen die wirtschaftlichen Probleme des Westens seit Jahren zu. Seit dem Beginn der Finanzkrise 2008 ist es zu einem massiven Anstieg der großen Vermögen gekommen. Zugleich hat die Jugendarbeitslosigkeit in Teilen des Mittelmeerraums die Marke von 50 Prozent erreicht oder sogar überschritten. (26) Eine ganze Generation wird in die Perspektivlosigkeit entlassen. Nun ist es seit jeher eine Aufgabe der Kultur gewesen, dem Menschen Antworten auf existenzielle Fragen zu geben, ihm zu helfen, die Angst vor Schicksal und Tod zu balancieren, Sinn in seinem Leben und auch in seinen Nöten zu finden. Doch die postmoderne Kultur besitzt solche Antworten nicht. Sie kann diese Antworten nicht geben, weil sie eine reine Lifestylekultur ist, eine Kultur des Scheins, die keine Verbindung zu den existenziellen Lebenserfahrungen der Menschen besitzt und sie auch nie gesucht hat. (27)


Als 1989 die Berliner Mauer fiel, verfügte die westliche Kultur über eine universelle Ausstrahlungskraft, die nicht nur in Osteuropa und Russland, sondern in weiten Teilen der Welt wahrgenommen wurde. Doch 25 Jahre später ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Der kulturelle Konflikt mit Russland ist Ausdruck dieser Entwicklung. Der Westen hat seine Führerschaft im Bereich der Kultur eingebüßt. Zwar haben andere Teile der Welt einschließlich Russlands sie deshalb noch nicht gewonnen. Doch ist im Moment eine Pattsituation entstanden, die im Falle der Ukraine sogar einen Bürgerkrieg hervorzurufen droht. Um den Konflikt zu lösen, müsste der Westen Abstand zur eigenen Kultur gewinnen. Er müsste erkennen, dass diese nicht mehr über die gleiche Universalität verfügt wie zur Zeit des Mauerfalls. Er müsste verstehen lernen, wie seine eigene Kultur durch den Kalten Krieg verändert worden ist. Er müsste anerkennen, dass Russland und die anderen Mitglieder der Eurasischen Union vor dem Hintergrund ihrer Geschichte das Recht zu einer eigenständigen kulturellen Entwicklung haben. Er müsste schließlich zum Verständnis der Tatsache gelangen, dass Russland in kultureller Hinsicht und gerade im Verhältnis zu China, Indien, Iran und der arabischen Welt ein natürlicher Verbündeter der EU ist. Ein natürlicher Verbündeter, den man allerdings respektieren muss. Und den die EU schließlich auch verlieren könnte, wenn die durch den Kalten Krieg entstandenen kulturellen Unterschiede nicht anerkannt werden. Letztlich käme es auf einen Perspektivwechsel an. Und zwar auf einen Perspektivwechsel, der darin bestünde, zu erkennen, dass ein kulturell eigenständiges Russland nicht eine Bedrohung, sondern eine Bereicherung für Europa bedeutet.



Fußnoten

  1. Karl Löwith, Weltgeschichte und Heilsgeschehen – die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie, Stuttgart 1983.
  2. Karl Löwith, »Marxismus und Geschichte«, in: Weltgeschichte und Heilsgeschehen, Bd. 2, Stuttgart 1983, S. 330ff.
  3. Walter Benjamin, »Über den Begriff der Geschichte«, in: Gesammelte Schriften, Bd. I/2, Frankfurt a. Main, S. 698–701.
  4. Carl Schmitt, Politische Theologie – Vier Kapitel zur Lehre von der Souveränität, München 1922.
  5. Klaus Heinrich, »Der Untergang der Religion in Kunst und Wissenschaft«, in: Floß der Medusa, Frankfurt a. M. 1995, S. 75ff.
  6. Georg Picht, »Was ist Literatur?«, in: Hier und Jetzt: Philosophieren nach Auschwitz und Hiroshima, Frankfurt a. M. 1980, S. 273ff.
  7. Klaus Heinrich, »Götter und Halbgötter in der Renaissance. Eine Betrachtung am Beispiel der Galatea«, in: Floß der Medusa, Frankfurt a. M. 1995, S. 120.
  8. Vgl. Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt a. M. 2000.
  9. Die »Gender Studies« gehen davon aus, dass das Geschlecht nahezu vollständig eine soziale Kategorie darstellt, während körperliche Faktoren kaum eine Rolle spielen sollen. Da aber Erziehungseinflüsse in vielen Fällen umkehrbar sind, wird auch das Geschlecht als veränderbar und somit wählbar verstanden.
  10. Max Weber hatte in seinem berühmten Vortrag »Wissenschaft als Beruf« diese Entwicklung schon vor fast 100 Jahren vorhergesehen und als Wiederkehr einer polytheistischen Geistlage inmitten der modernen Welt gedeutet. So heißt es an der entscheidenden Stelle seines Vortrags: »Die alten vielen Götter, entzaubert und daher in Gestalt unpersönlicher Mächte, entsteigen ihren Gräbern, streben nach Gewalt über unser Leben und beginnen untereinander wieder ihren ewigen Kampf.« Max Weber, »Wissenschaft als Beruf«, in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1920/Nachdruck 1988, S. 605.
  11. Odo Marquard, Abschied vom Prinzipiellen, Stuttgart 1979.
  12. Russell Jacoby, The Last Intellectuals – American Culture in the Age of Academe, Toronto 1987.
  13. Jacob Taubes, »Ästhetisierung der Wahrheit im Posthistoire«, in: Streitbare Philosophie, Margherita von Brentano zum 65. Geburtstag, hg. v. G. Althaus u. I. Staeuble, Berlin 1988, S. 41ff. 
  14. Jacob Taubes, »Die Welt als Fiktion und Vorstellung«, in: Funktionen des Fiktiven – Poetik und Hermeneutik, Bd. 10, München 1983, S. 421.
  15. Francis Fukuyama, »The End of History?«, in: The National Interest, Summer 1989.
  16. Jean-François Lyotard, »Randbemerkungen zu den Erzählungen«, in: Postmoderne und Dekonstruktion, Stuttgart 1990, S. 49.
  17. Niklas Olsen, History in the plural: an introduction to the work of Reinhart Koselleck, New York 2012.
  18. Immanuel Kant, »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«, in: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik, Bd. VI, Wiesbaden 1964, S. 53.
  19. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a. M. 1998, S. 9.
  20. Immanuel Kant, »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«, in: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik, Bd. VI, Wiesbaden 1964, S. 53.
  21. Vgl. Nikolai Berdiajew, Wahrheit und Lüge des Kommunismus, Darmstadt 1953.
  22. Vgl. Frances Stonor Saunders, Who Paid the Piper: The CIA and the Cultural Cold War, London 1999.
  23. Paul Piccone, »Artificial Negativity as a Bureaucratic Tool?«, in: Confronting the Crisis, New York 2008, S. 129ff.
  24. Paul Piccone, »Why Did the Left Collapse«, in: Confronting the Crisis, New York 2008, S. 259ff.
  25. Bürger gegen Homosexualität als Unterrichtsthema, F.A.Z. vom 12. 01. 2014.
  26. April 2014: Griechenland 56,9 %, Spanien 53,5 %, Kroatien 49 %, Italien 43,3 %. Quelle: Das Statistik Portal: de.statistika.com/statistik/daten/studien74795/umfrage/jugendarbeitslosigkeit-in-europa/
  27. Vgl. Jacob Taubes, »Zur Konjunktur des Polytheismus«, in: Vom Kult zur Kultur, München 1996, S. 34
von Alexander Rahr 30 Okt., 2022
Rohstoff-Weltkrieg
Alexandre Rahr
von Alexandre Rahr 30 März, 2022
Ein Debattenbeitrag von Dr. Alexander Rahr.
von Dr. Alexander S. Neu 22 Dez., 2021
Eskalation zwischen dem Westen einerseits und Russland sowie China andererseits.
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